Titel: Wo befinden wir uns?
Untertitel: Einige Überlegungen bezüglich der Technik und Methoden zur Bekämpfung ihrer Herrschaft
AutorIn: Amorós, Miguel
Datum: 2003
Quelle: Entnommen aus: "Wo befinden wir uns? Und andere Texte". Miguel Amorós. Sommer 2010. Zürich, Schweiz. S. 10-25. Im Internet zu finden: https://andiewaisendesexistierenden.noblogs.org/wo-befinden-wir-uns/
Bemerkungen: Original auf Spanisch, Originaltitel: "¿Donde Estamos? Algunas consideraciones sobre el tema de la técnica y las maneras de combatir su dominio". Herausgegeben von: Taller de Investigaciones Subversivas UHP [Uníos Hermanxs Psiquiatrizadxs en guerre contra la mercancía!], 2003. Übersetzt ins Deutsche (aus einer französischen Übersetzung des spanischen Originals) in der Broschüre "Wo befinden wir uns? Und andere Texte" S.10-25, Sommer 2010, Zürich (Schweiz).

«Was wollen wir vollbringen? Die soziale Organisation verändern, auf der die gewaltige Struktur der Zivilisation beruht und die im Laufe jahrhundertelanger Konflikte mit älteren und sterbenden Systemen errichtet wurde, deren Krönung der Sieg der modernen Zivilisation über die natürlichen Lebensbedingungen war.»
William Morris, Where are we now?, 1890.

Wenn Walter Benjamin in seinem Artikel „Theorie des deutschen Faschismus“ an den scheinbar unzeitgemässen Satz von Léon Daudet «l‘automobile, c‘est la guerre» erinnert, verbildlicht er die Tatsache, dass die technischen Geräte, falls sie im Leben der Leute nicht auf eine Leere treffen, die ihre Notwendigkeit legitimiert, diese Notwendigkeit forcieren, indem sie eben dieses Leben zugrunde richten. Wenn die soziale Realität für die technischen Vorstosse, die an ihrer Tür klopfen nicht reif ist, Pech für sie, denn sie werden sie verwüsten. Dies führt dazu, dass die ganze Gesellschaft, wie als Folge auf einen Krieg, durch die Technik umgewandelt wird. Tatsächlich hat man alleine in Anbetracht der immensen Masse an Bevölkerungsverschiebungen, der gewaltigen Menge an Daten, die von den modernen Informationstechnologien gesammelt und behandelt werden, und der hohen Zahl an Verlusten durch Unfälle, Selbstmorde oder zeitgenössische Krankheiten den Eindruck, dass sich auf der Bühne der Ökonomie, der Politik oder des alltäglichen Lebens ein eiskalter Krieg abspielt. Ein Krieg, in dem man stets durch technische Überlegenheit in Sachen Autos, Computer, Biotechnologien, etc. zu siegen versucht. Die immer mächtigeren technischen Mittel tragen schon von der Natur der kapitalistischen Gesellschaft her nicht im Geringsten zum sozialen Zusammenhalt und zur persönlichen Entfaltung bei, da die Technik alleine zur Bewaffnung der Gewinnerseite dient. Für Benjamin also, und für uns, «wird jeder kommende Krieg gleichzeitig eine Revolte der Sklaven der Technik sein.»

Die technischen Fortschritte sind alles andere als neutral; jede Erweiterung der Produktivkräfte, die auf technische Neuerungen zurückzuführen ist, hat ihre Gewinner und Verlierer. Die Technik ist Werkzeug und Waffe, denn sie begünstigt jene, die sich ihrer am besten zu bedienen und ihr am besten zu dienen wissen. Samuel Butler, ein kritischer, geistiger Erbe von Defoe und Swift, prangerte diese Tatsache in einer satirischen Utopie an: «[…] darin besteht die Raffinesse der Maschinen: sie dienen, um zu beherrschen […]; heute werden die Maschinen sogar nur noch unter der Voraussetzung dienen, dass man ihnen dient, und indem sie selbst ihre Bedingungen aufzwingen. […] Ist es nicht offensichtlich, dass die Maschinen dabei sind, Terrain zu gewinnen, wenn wir die wachsende Anzahl jener in Betracht ziehen, die wie Sklaven an sie gebunden sind und jener, die sich mit Leib und Seele der Ausweitung des mechanischen Reiches widmen?» (Erewhon, oder Jenseits der Berge). Die Bourgeoisie hat die Maschinen und die „wissenschaftliche“ Organisation der Arbeit gegen das Proletariat verwendet. Die Widersprüche eines auf der Ausbeutung der Arbeit basierenden Systems, das einerseits die Arbeiter aus dem Produktionsprozess vertreibt und andererseits die Besitzer der Produktionsmittel von der Leitung des besagten Prozesses entfremdet, wurden durch die Transformation der Klassen, der Bourgeoisie und des Proletariats, auf denen sie gründeten überwunden. Die Technik hat einen neuen historischen Rahmen, neue soziale Verhältnisse – jene eines Kapitalismus ohne Bourgeoisie noch Arbeiterklasse – ermöglicht, die sich als Voraussetzung für eine technisch notwendige, soziale Organisation präsentieren. Wie Lewis Mumford sagte: «Nichts von dem, was mit der Technik produziert wird, ist so endgültig wie die Erfordernisse und die Interessen selbst, die sie erschaffen hat.» (Technics and Civilization). Die Gesellschaft, einmal die technologische Dynamik akzeptiert, findet sich als Gefangene von ihr wieder. Die Technik hat sich die Welt zu eigen gemacht und sie in ihren Dienst gestellt. In ihr enthüllen sich die neuen herrschenden Interessen.

Wenn «die Herrschaft über die Natur an die Herrschaft über den Menschen gebunden blieb» (Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch), so ist der Diskurs der Herrschaft nicht länger politisch: er ist der Diskurs der Technik. Er versucht sich mit dem Anwachsen der Produktivkräfte zu legitimieren, das der technologische Fortschritt mit sich bringt, wenn er das wissenschaftliche Wissen einmal in seinen Dienst gestellt hat. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt erbrachte den Individuen ein Leben, das angeblich gemütlich und bequem und als solches notwendig und begehrenswert sei. Die Technik, die sich gegenwärtig in Ideologie der Herrschaft verwandelt hat, liefert ausreichend Erklärung für die Nicht-Freiheit und Unfähigkeit der Individuen über ihr Leben zu bestimmen: Die Abwesenheit von Freiheit, die die Unterwerfung unter die technischen Imperative impliziert, ist der Preis für die Produktivität und den Komfort, die Gesundheit und die Beschäftigung. Die Fortschrittsidee war der Kern des herrschenden Denkens in der Aufstiegs- und Entwicklungsphase der Bourgeoisie, Fortschritt, der bald seinen alten, moralischen und humanitären Inhalt verlor und mit dem vernichtenden Marsch der Ökonomie und der technischen Entwicklung, die ihn möglich machte gleichgesetzt wurde. Die technischen Erfindungen und wissenschaftlichen Entdeckungen im 19. Jahrhundert waren tatsächlich so zahlreich und lösten so viele ökonomische Veränderungen aus, dass sie in den industrialisierten Ländern, und nicht bloss innerhalb ihrer herrschenden Klasse, eine Religion der Ökonomie, einen Glauben an sie als Allheilmittel hervorriefen. Der Fortschritt der Kultur, der Bildung, der Vernunft, des Menschen, etc. leite sich zwangsläufig vom ökonomischen Fortschritt ab. Ein korrektes Funktionieren der Ökonomie würde genügen, damit die soziale Frage keine Unannehmlichkeiten mehr erzeuge. Derselbe Prozess wird sich später, in Anbetracht des endgültigen Scheiterns der ökonomischen Lösungen, mit der Technik wiederholen. Denn, nach zwei grossen Kriegen zur Zivilgesellschaft zurückgekehrt, setzt sich das militärische Denken durch, ein äusserst technisches Denken, und man wird glauben, die eigenen ökonomischen Probleme mit den Methoden und dem Fortschritt der Technik lösen zu können. Die Ökonomie geht auf die zweite Ebene über und die Technik emanzipiert sich. Die Ökonomie selbst ist bereits nichts anderes als eine Technik.

«Das Aufkommen der westlichen Technologie als historische Kraft und das Aufkommen der Religion der Technologie sind zwei Aspekte desselben Phänomens» (David F. Noble, The Religion of Technology). Diesem Autor zufolge wurzelt die Blindheit gegenüber der Macht der Technik in der alten religiösen Einbildung, die im kollektiven Unbewusstsein der Menschen überlebte: Die Schöpfung, das Paradies, die göttliche Virtuosität, die unendliche Perfektion, etc. Was bedeutet, dass die Technik von Anfang an einen wichtigen ideologischen Inhalt besass, dass es ihr gelang, zur Zeit der Totalitarismen, in der Epoche der massenhaften Auflösung der Individuen und Klassen vorherrschend zu sein. Seither definiert sie die alten Konzepte von „Natur“, „Erinnerung“, „Freiheit“, „Kultur“, „Tatsachen“, etc. in Bezug auf sich selbst neu, kurzum, sie erfindet die Art zu denken und zu sprechen neu. Die Realität mit ihrem spezialisierten Jargon taufend, quantifiziert sie diese und drängt eine instrumentelle Ansicht der Dinge und Personen auf. Neil Postman erinnert in Technopolis an den Spruch, nach dem «für den Menschen, der einen Hammer besitzt, alles ein Nagel zu sein scheint.» Die Welt spricht die Sprache von „Experten“. Ein Verbreiter der Wunder der modernen Wissenschaft wie Jules Verne beschreibt in einem seiner ersten utopischen Nouvellen dieses natürliche Produkt des technologischen Zeitalters etwas heruntergebrochen, doch vergessen wir nicht, dass er es 1876 tat: «Dieser Mensch, erhaben in der Mechanik, erklärte das Leben mittels der Räderwerke oder Getriebe; er bewegte sich gleichmässig mit der kleinst möglichen Reibung, wie ein Kolben in einem perfekt ausgebohrten Zylinder; er überträgt seine einheitliche Bewegung auf seine Frau, auf seinen Sohn, auf seine Angestellten, auf seine Diener, wahrliche Maschinen-Werkzeuge, aus denen er, als grosser Motor, den grössten Profit von allen zog.» (Paris au 20. siècle). Zum ersten Mal in der Geschichte repräsentiert die Technik den Geist der Epoche, dass heisst, sie entspricht der geistigen Leere der Epoche. Die Beziehungen zwischen den Menschen können wie Beziehungen zwischen Maschinen betrachtet werden. Mit dieser Darlegung ist eine ganze Palette von Wissenschaften entstanden: Kybernetik, allgemeine Systemtheorie, etc. So verwandeln sich die wirklichen Probleme in technische Fragen, die dazu geeignet sind, auf technische Lösungen zu treffen, die von Experten – sagen wir hier von „Fachmännern“ – angebracht und von den Machthabern, den „Technikern“ der Entscheidungstreffung angewendet werden. Die Herrschaft verschwindet selbstverständlich nicht: dank der Technik hat sie den Schein einer Rationalisierung angenommen und sich selbst in eine Technik verwandelt.

Die Technik hat die Epoche ihres Inhalts entleert: Alles, was nicht direkt quantifizierbar, und daher messbar, manipulierbar, automatisierbar ist, existiert für die Technik nicht. Die Macht der Technik bringt nicht nur die Vereinzelung und Verstümmelung der Individuen, sondern auch den Tod der Kunst und der Kultur im Allgemeinen mit sich; das geistige Nichts ist der Schmerz der Epoche. Die existenzielle Philosophie, die künstlerische Avantgarde, die starke Zunahme von Sekten und Massen, die dem Geschmack und der Kultur feindlich gesinnt sind, sind Phänomene, die die eigene Empfindung des Prozesses der Vernichtung der Individualität und der Abschaffung des Menschen verdeutlichen, in welchem die Handlung, unbewusst und absurd, eine reine Bewegung ist. Diese historische Fatalität zeichnet sich seit Anbeginn des technologischen Zeitalters ab, und Meyrink beschrieb sie uns in seiner Schrift Die vier Mondbrüder: «Demnach sind die Maschinen die sichtbaren Körper von Titanen geworden, erzeugt durch die Gehirne von entarteten Helden. Und ebenso wie „begreifen“ und „erschaffen“ nichts anderes bedeuten, als seinem Geist die Form dessen einzugeben, was man „erkennt“ und „erschafft“, um nur noch eines damit zu machen, sieht man die engagierten Menschen künftig auswegslos auf einem Pfad, der sie Stück für Stück selbst in Maschinen verwandeln wird, bis zu dem Tage, wo sie, blossgelegt, Uhrenmechanismen gleichen, die von einer quietschenden und unaufhörlichen Bewegung angetrieben werden. Sie werden das gefunden haben, was sie seit jeher suchen: die trostlose, unendliche Bewegung.» Die Technik tritt den Individuen als etwas äusserliches gegenüber, das sie Stück für Stück der Herrschaft über ihr Leben enteignen und ihre Handlungen bestimmen wird. In einer technischen Welt ist die Maschine wirklicher als das Individuum, welches bloss eine Prothese von ihr ist. Der Glaube an die Technik, den man noch immer als bourgeoise betrachten kann, sieht sich also, besonders in der post-bourgeoisen Phase des technologischen Zeitalters, von einem immer konformistischeren und apologetischeren Nihilismus begleitet, der die Frucht der Entzauberung der Welt und der Zerstörung des Individuums ist. Das technokratische Denken wird durch eine Ideologie des Nichts vervollständigt, durch eine wahre Syphilis, die die Überordnung des Modells und die Faszination des Objektes proklamiert, die von der Unabhängigkeit des Denkens im Bezug auf die Handlung spricht, vom Zusammenbruch der Geschichte und des Subjekts, von Wunschmaschinen und vom Nullpunkt des Schreibens, von der Dekonstruktion der Sprache und von der Realität, etc. Vom Existenzialismus und Strukturalismus bis zum Postmodernismus, die Denker des Nichts konstatieren eine Serie von Zertrümmerungen all dessen, was menschlich ist und gratulieren sich dazu; sie beabsichtigen nicht der Religion der Technik zu widersprechen, sondern ihr den Weg zu öffnen. Sie sind nicht originell und nicht einmal Denker: Ziemlich offensichtlich plagiieren sie die kritischen Beiträge der modernen Soziologie oder der Psychoanalyse und fabrizieren mit unergründlichen Entlehnungen aus der wissenschaftlichen Sprache ein unverständliches Geschwätz. In der völligen Objektivierung der sozialen Handlung, die die Technik bewirkt, applaudieren sie der Abschaffung des sozialen Individuums als historisches Subjekt. Das System, die Organisation, die Technik haben den Mensch vom Leben verjagt und ihre Ideologen kündigen mit Freude, wie eine grosse Enthüllung, das Kommen des vernichteten Menschens an, des leeren und oberflächlichen Wesens, dessen frivole und mechanische Existenz als Ausdruck selbst der Kreativität und der Freiheit betrachtet wird.

Die Autorität, die Macht, sowohl in der Politik als auf der Strasse, im Frieden und im Krieg, gehört demjenigen, der technologisch am besten ausgerüstet ist. An die Stelle der Bourgeoisie hat sich eine technokratische Klasse gesetzt, die nicht aus einer anti-bourgeoisen Revolution hervorging, sondern aus der ansteigenden sozialen Komplexität, die durch die Klassenkämpfe und die staatliche Intervention vorangetrieben wurde. Auf dem Weg zu einer neuen Gesellschaft, die auf einer durch die Automation unterhaltenen, hohen Produktivität und auf der Dienstleistungsökonomie basiert, hat sich die Bourgeoisie in eine neue herrschende Klasse umgewandelt. Diese definiert sich nicht nur durch Privateigentum oder Geld, sondern durch die Kompetenz und Fähigkeit zu verwalten; Eigentum und Geld sind notwendig, aber nicht entscheidend. Die Stärke der herrschenden Klasse entspringt nicht ausschliesslich der Ökonomie, auch nicht aus der Politik und nicht einmal aus der Technik, sondern aus der Fusion der Drei zu einem technologischen Machtkomplex, den Mumford „Megamaschine“ nannte. Wenn die Technik, indem sie zur wichtigsten Produktivkraft wurde, den Triumph der Ökonomie erleichtert hat, öffnet ihr die Ökonomie jetzt den Weg, indem sie den Weltmarkt aufbaut und dem ganzen Planeten die expansive Dynamik der Massenproduktion aufzwingt. Auf ihre Weise hat sie die Funktion des Staates lächerlich gemacht, indem sie seine Geschichte und seine Rolle verblassen liess, nachdem die Ökonomie ihn zum grossen Boss und die Technik zur Regierungs- und Massenkontrollmaschinerie gemacht hatte. Seit Ende 19. Jahrhundert wurde das Fortbestehen des kapitalistischen Systems durch die Staatsintervention erreicht, welche eine ökonomische und sozialkorrektive Politik entfaltete. Der Staat war nicht länger eine autonome Superstruktur, um nun mit der Ökonomie zu fusionieren und sich als neutralen Raum zu präsentieren, in dem sich die Klassenkonfrontation auflösen konnte. Der Staat wurde zum Garant des sozialen Vorsprungs, der Sicherheit und der Zweckmässigkeiten. Der „Wohlfahrts“-Staat war eine Erfindung, die zugleich die Revalorisierung des Kapitals und die Zustimmung der Massen gewährleistete. In seinem Innern verwandelte sich die Politik nach und nach in Verwaltung, sie professionalisierte sich und orientierte sich an der Lösung von technischen Fragen. Obwohl das politische Regime eine formelle Demokratie war, konnte die Politik nicht Gegenstand der öffentlichen Debatte sein: Als Darlegung und Lösung von technischen Problemen erfordert sie einerseits das spezialisierte Wissen – also eine Technopolitik – in den Händen einer professionellen Bürokratie, und andererseits eine Entfremdung – eine Entpolitisierung – der Massen. Diese Entpolitisierung wurde durch den technischen Fortschritt erreicht. Sie zeichnete sich durch die Isolierung des Individuums in der Gesellschaft aus, indem sie dieses mit Haushaltsgeräten umgab und es im Privatleben ertränkte. Andererseits annulliert jede Phase dieses Fortschritts die vorhergehende, indem sie eine zwanghafte Dynamik entwickelt, in der die Neuheit schlicht daher akzeptiert wird, weil sie neu ist, und die Vergangenheit zur Archäologie abgeschoben wird. So kreiert sie eine ewige Gegenwart, in der nie etwas passiert, da nichts Bedeutung hat, und in der die Menschen gleichgültig sind. Das Ende der Geschichte? Karel Čapek behandelt diese Banalisierung der Tatsachen in einer der besseren Satiren, die gegen die Ausbeutung der Menschen durch die Wissenschaft und Technik geschrieben wurden ironisch: In einer Gesellschaft, die so viele technische Möglichkeiten hat, «liessen sich die historischen Ereignisse weder durch Jahrhunderte noch durch Dekaden messen, wie dies bis Heute in der Weltgeschichte der Fall war, sondern durch Quartale […]. Man könnte sagen, dass sich die Geschichte in grossen Schritten produzieren wird, und dass sich die historische Zeit aus diesem Grunde rapide multiplizieren würde (nach gewissen Berechnungen fünffach).» (Der Krieg mit den Molchen).

Dank dem Staat, der die weitflächige Forschung erst im Bereich der Kriegswaffen, dann in der industriellen Güterproduktion in Schwung brachte, machte der wissenschaftliche und technische Fortschritt einen Satz nach vorne, während sie aus der Techno-Wissenschaft die wichtigste Produktivkraft macht. Von nun an wurde die Entwicklung des sozialen Systems, und dem zu Folge jene der Ökonomie und des Staates, vom technischen Fortschritt bestimmt. Dies implizierte nicht nur den Zerfall der Arbeitswelt und das Überholtwerden der Arbeiterklasse, die nun nicht länger die wichtigste Produktivkraft war, es bedeutete auch das Ende des Schutzstaates. In den technisierten Gesellschaften wird die Kontrolle über die Individuen effektiver über äussere Stimulationen ausgeübt als durch die Anwendung von Regeln, die ihre Verhaltensweisen festlegen und eingliedern. Das, was unter den Individuen vorherrscht, ist nicht der autoritäre Charakter – und seine Ergänzung, der unterworfene Charakter –, sondern eine destrukturierte und narzisstische Persönlichkeit. Das Ende des Staates war vor allem das Ende des „sozialen“ Charakters des Staates. Er muss sich jetzt darauf beschränken, eine Organisation von billigen öffentlichen Diensten zu sein – und je komplexer diese ist, desto technischer ist sie, und je technischer sie ist, desto weniger Personal wird sie benötigen –, ein Netz von wirksam verbundenen, polizeilichen, administrativen, juristischen oder fürsorglichen Büros. Die sozialen Verhältnisse, die von der verselbstständigten Technik aufgedrängt werden, sind für eine politische Zentralisierung keineswegs geeignet, sie fördern weder den Etatismus[1] noch die Entwicklung einer disziplinierten Bürokratie, was eher dem Wohlfahrtsstaat oder einer autoritären, kollektivistischen Produktionsweise, oder einem totalitären Staat, Korrespondenzen einer früheren sozialen Phase der Technik, als dem zeitgenössischen technologischen Despotismus entspricht. Alle Bereiche der staatlichen oder parastaatlichen Bürokratie werden rezykliert, das heisst, nach strikten Leistungskriterien neu organisiert, die vor den Interessen der Unternehmensvereinigungen Vorrang haben. Wie ein altes Bankierssprichwort besagt: Es ist alles eine Frage von Ziffern. Wir sollten hier daran erinnern, dass diejenigen, die befehlen nicht die Besitzer der Produktionsmittel – die Unternehmer, die alte Bourgeoisie – oder die Verwalter des Staates – die Bürokratie – sind, sondern die an die Hochtechnologie und an das „Finanzengineering“ gebundenen Eliten. Diese Eliten sind Staatenlose und bedienen sich der Staaten wie sie sich der Produktionsmittel und der Finanzen bedienen. Vor allem nach Effizienz verlangend, bekämpfen sie jede autonome Entwicklung des Staates. Man sollte auch nicht vergessen, dass jeder – produktive, finanzielle, politische – technische Prozess dahin tendiert, die Personen zu beseitigen und sich zu automatisieren. Die Massen sind nur in dem Masse notwendig, wie es keine Maschinen gibt, um sie zu ersetzen. Der totalitäre Staat war eine Regierungstechnik, bei der alle Bewegungen der Massen auf vorhersehbare Handlungen vereinfacht und reduziert wurden, wie in einem Mechanismus. Für ihn war Denken eine subversive Haltung und Gehorsamkeit die grösste politische Tugend. Dazu war ein immenser Polizeiapparat nötig. Doch eben diese Logik der Technik erzeugt die Automatisierung der Verhaltensweisen, mit immer geringerer Notwendigkeit zur Kontrolle, und folglich, ohne Bedarf an Führern oder grossen Bürokratien. Auch nicht an grossen Polizeiapparaten; die Videoüberwachung, die flexiblen Bereitschaftseinheiten und die privaten Sicherheitsdienste werden höher gewichtet. Das Individuum existiert nicht, ebenso wenig wie die Arbeiterklasse, der Staat lässt sich auf einen Bildschirm reduzieren, das heisst, sich virtualisieren. Dies ist der historische Moment, in dem wir uns befinden.

Die Mechanisierung der Welt ist die herrschende Tendenz eines in seinen grossen Zügen vollendeten Prozesses. Doch zwischen den mehr oder weniger fortgeschrittenen Sektoren tauchen Widersprüche auf, Widersprüche zwischen den bourgeoisen und etatistischen Traditionen und den masslosen Begeisterungen gegenüber der Technifizierung; ebenso wie zwischen den in Auflösung befindlichen Klassen, die mittlerweile nichts weiteres als spezifische Gruppen mit privaten Interessen sind, und der neuen, aufsteigenden, vereinigten und stabilen, äusserst hierarchisierten Klasse, in der die Machtposition vom technischen Element abhängt. Die Technik ist ein entscheidender strategischer Faktor, der sich wie ein Geheimnis hütet: Sie ist das Geheimnis der Herrschaft. Was nicht heissen soll, dass die Techniker, durch die simple Tatsache es zu sein, eine privilegierte Situation geniessen. Offensichtlich ist das Arbeitsangebot für die Fachmänner und Techniker das Einzige, was angestiegen ist, irgendeine neue Klasse von „Managern“, von Direktoren, die darauf aus sind, die Macht an sich zu reissen, ist keineswegs erschienen. Das Einzige, was sich geändert hat, ist die Zusammensetzung der Arbeitnehmerwelt. Die Experten befehlen nicht, sie dienen bloss. Die Kader, die technische Intelligenzia ist bloss die Luftspiegelung einer Klasse, die durch die Veränderungen hervorgebracht wurde, die in den ersten Momenten des Aufkommens der Hochtechnik eintraten, als diese Arbeitnehmer noch wirklich eine Rolle spielten: Jene, ihre Institutionalisierung zu vereinfachen. Mit der wachsenden Spezialisierung und Fragmentierung des Wissens und der Entwicklung des Erziehungssystems in die für die herrschende Tendenz und ihre Ausweitung auf die ganze Bevölkerung günstigste Richtung, wird jeder darauf vorbereitet, den Maschinen zu dienen. Wir alle sind Techniker. Die technische Bildung ist kein lukrativer Fund: Sie ist die weitverbreitetste Charakteristik aller Sterblichen. Sie ist das Zeichen ihrer Enteignung.

Die Transformation des Proletariats in eine grosse Masse von Lohnempfängern ohne irgendeine Verbindung oder Klassensolidarität hat die sozialen Kämpfe nicht beseitigt, wohl aber den Klassenkampf. Wenn man diverse Interessen verletzt, tauchen Konflikte auf, die mit viel Intensität und Gewalt geführt werden mögen, das Wesentliche jedoch nicht anrühren – die Technik und die auf ihr basierende, soziale Organisation – und folglich das System nicht in Gefahr bringen. Man kann die Kämpfe der Funktionäre, der Ausgeschlossenen, der Angestellten, der Kleinbauern, der Verbände, etc. nicht in der Sprache des Klassenkampfes interpretieren. Sie sind Erwiderungen auf das Kapital, das in seinem Valorisierungsprozess den sektoriellen Interessen von bestimmten sozialen Gruppen schadet, die das allgemeine Interesse weder verkörpern noch verkörpern können. Deshalb gefährden sie das System der Herrschaft nicht. Der Schlüsselmoment des Kampfes ist stets die Verhandlung, und diese wird von Spezialisten geführt. Keine spezifische unterdrückte Gruppe kann, durch ihre objektive Situation, der Embryo einer sozialen Klasse, ein historisches Subjekt werden, dessen Kämpfe die emanzipatorischen Hoffnungen der Mehrheit der Bevölkerung in sich tragen. Heute entwickeln sich alle Kämpfe an der Peripherie des Systems. Diese hat niemanden nötig, sie ist nicht speziell von einer sozialen Gruppe abhängig. Das System würde auf dieselbe Weise weiterfunktionieren, wenn sich eine soziale Gruppe von ihr loslösen würde. So wird ihr Kampf bloss nebensächlich und zeugenhaft sein. Ihm fehlen die revolutionären Perspektiven des alten, jetzt verschwundenen Klassenkampfes. Die unterdrückten sozialen Gruppen bekämpfen die Herrschaft nicht mehr in einem Verhältnis von Klasse gegen Klasse. Ausserdem trachtet keine soziale Gruppe danach, das System zu liquidieren, denn trotz der Anhäufung von schädlichen Auswirkungen hat keine Gruppe die Vormachtstellung der Technik angefochten, die der Herrschaft ihr Zusammenhalt und ihre Festigkeit verschafft. Der Konsens gegenüber der Technik – alle glauben, dass man ohne sie nicht leben kann – rechtfertigt die Macht der technokratischen Oligarchie und verflüssigt die Erfordernisse für die Emanzipation der Gesellschaft.

Jede Revolte gegen die Herrschaft wird das allgemeine Interesse nur repräsentieren, falls sie sich in eine Rebellion gegen ihre technischen Grundlagen, in eine ludditische Revolte verwandelt. Der Unterschied zwischen den ludditischen Arbeitern und den modernen Sklaven der Technik besteht in der Tatsache, dass erstere eine Lebensweise zu retten hatten, die von den Fabriken bedroht wurde, und dass sie eine Gemeinschaft bildeten, die sich zu verteidigen und zu schützen verstand. Aus diesem Grund war es schwierig, mit ihnen fertig zu werden. Die Repression brachte die moderne englische Polizei hervor, ermöglichte die Entwicklung des Fabrikensystems und des britischen Syndikalismus, der wegen des Luddismus toleriert und ermutigt wurde. Mit dieser wichtigen Entsagung beginnt der Marsch des Proletariats. Dazu kommt noch, dass die ersten Arbeiterzeitungen – vgl. L‘Artisan, von 1830 – Lobreden über die Maschinen hielten, indem sie anführten, dass sie die Arbeit erleichtern und die Lösung nicht sei, sie zu beseitigen, sondern ihre Möglichkeiten auszuschöpfen. Entgegen der Behauptung von Marx und Engels hat sich die Arbeiterbewegung zur politischen und sozialen Unreife verdammt, als sie vom utopischen Sozialismus absah und die Wissenschaft, den Fortschritt (die bourgeoise Wissenschaft und den bourgeoisen Fortschritt) anstatt die Gemeinschaft und die individuelle Entfaltung wählte. Seither hat die Idee, dass die soziale Emanzipation nicht „progressiv“ ist, eher in der Soziologie und Literatur als in der Arbeiterbewegung zirkuliert, mit Ausnahme einiger Anarchisten und Anhänger von Morris oder Thoreau. So genügt es beispielsweise, Metropolis, den Roman von Thea von Harbou zu öffnen, um Ansagen wie diese zu lesen: «Von Morgens bis Abends, am Mittag und Nachmittag heult die Maschine und verlangt nach Nahrung, Nahrung, Nahrung. Ihr seid die Nahrung! Ihr seit die lebendige Nahrung! Die Maschine verschlingt euch und dann, entkräftet, spuckt sie euch aus! Wieso mästet ihr die Maschine mit euren Körpern? Wieso akzeptiert ihr ihre Verbindungen mit eurem Gehirn? Wieso lasst ihr die Maschinen nicht vor Hunger sterben, Dummköpfe? Wieso lasst ihr sie nicht zugrunde gehen, Deppen? Wieso nährt ihr sie? Je mehr ihr das tut, desto mehr hungern sie nach eurem Fleisch, nach euren Knochen, nach euren Gehirnen. Ihr seit zehntausend! Hunderttausend! Wieso versetzt ihr den Maschinen nicht hunderttausend Todschläge?» Selbstverständlich ist die Zerstörung der Maschinen eine Vereinfachung, eine Metapher für die Zerstörung der Welt der Technik, der technischen Ordnung der Welt, und dies ist die enorme historische Aufgabe der einzigen wahrhaften Revolution. Es ist die Rückkehr zum Anfang, zu den Kenntnissen der Beginne, die von der Technik verbannt wurden.

Es geht nicht um eine Rückkehr zur Natur, auch wenn sich die Beziehungen zwischen den Menschen und der Natur radikal werden verändern und mehr auf Gegenseitigkeit als auf Ausbeutung werden basieren müssen, da wir, indem wir die Natur zerstören, unweigerlich auch das menschliche Wesen zerstören. Es geht heute nicht mehr darum, sie zu beherrschen, sondern mit ihr im Gleichgewicht zu sein. Die Existenz von menschlichen Wesen darf nicht als reine Tätigkeit der Aneignung natürlicher Kräfte, als eine Bewegung, als eine Arbeit aufgefasst werden. Eine nicht-kapitalistische, das heisst, von der Technik befreite Gesellschaft wird keine industrielle Gesellschaft, aber ebenso wenig eine Art paläontologische Gesellschaft sein; man wird sich mit der Anzahl Techniken zufriedengeben müssen, die sie sich erlauben kann, ohne sich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie wird alle Techniken beseitigen müssen, die Quelle von Macht sind, jene, die die Städte zerstören, die Individuen isolieren, die Landschaften entvölkern, das Entstehen von Gemeinschaften verhindern, etc.; kurzum, jene, die die freie Lebensweise bedrohen. Alle vorhergehenden, auf der Landwirtschaft, dem Handwerk und dem Handel basierenden Zivilisationen haben die technischen Neuerungen zu kontrollieren und im Zaum zu halten gewusst. Die kapitalistische Gesellschaft war eine historische Ausnahme, eine Extravaganz, eine Abweichung.

Wenn jene, die im Kampf gegen die Technologie engagiert sind um sich schauen, stellen sie fest, dass die technologischen Verwüstungen noch immer eine schwache Opposition hervorrufen, die vom politischen Ökologismus heimgesucht oder direkt durch Leute im Dienste des Staates rekuperiert wird. Ausserdem hat keine Bewegung von einem gewissen Umfang, ausgehend von spezifischen Konflikten versucht, sich deutlich gegen die Welt der Technik zu organisieren. Man entdeckt kaum die grossen Beiträge der amerikanischen kritischen Soziologie, jene der Frankfurter Schule, oder jene von Ellul wieder, obwohl sie viele Jahre existierten. Die Aufgabe, diese Kritik zu aktualisieren und sie in Beziehung mit jener zu setzten, die die Grundlagen, auf die sich die moderne Gesellschaft stützt, radikal verändern will, haben bisher nur wenige verstanden. Die meisten versuchen das System auf Terrains zu bekämpfen, die immer weniger Gewicht haben: Jenes der Arbeiterforderungen, der Rechte für Minderheiten, der Jugendzentren, der sozialen Ausgrenzung, des Bauernsyndikalismus, etc. Ohne ihr soziales Engagement zu verachten, muss man feststellen, dass diese Kämpfe einen begrenzten Horizont haben, und sei es nur, weil sie der Schlüsselfrage ausweichen, wenn nicht sogar mit dem System seine Technophilie teilen. So oder so, jene, die das soziale Verhalten unter ihren Teilnehmern wieder aufbauen und die Entstehung von Hierarchien verhindern, verdienen es, unterstützt zu werden. Die Handlung von jenen, die sich der Welt der Technik entgegenstellen, hat noch zu keinen grossen Dingen geführt, da eine solche Opposition erst ein Anlass und noch keine Bewegung ist. Doch zumindest hat sie dazu gedient, die Unzufriedenheit anwachsen zu lassen, die die Technik überall sät, und die gute Richtung anzugeben. Die Verherrlichung der Technik brachte ihre Anhänger in eine schlechte Position als sie allzu sichtbar zur Verherrlichung des Horrors wurde. Das System gibt zu, dass es gewiss kein Paradies ist und rechtfertigt sich als einzig mögliches, solange es niemanden gibt, um es in den Mülleimer der Geschichte zu befördern. Hier befinden wir uns. Das technokratische System produziert Ruinen, was die Verbreitung der Kritik begünstigt und die gegen es gerichtete Handlung ermöglicht. Die wichtigste Frage konzentriert sich eher auf die Prinzipien als auf die Methoden. Alle Verhaltensweisen sind gut, wenn sie notwendig sind und dazu dienen, die Ideen zu verbreiten ohne ein Hindernis oder ein Beitrag zu irgendeiner Kapitulation darzustellen: Wir beteiligen uns an Kämpfen, um sie zu verbessern, nicht um mit ihnen zu degenerieren. In Abwesenheit einer organisierten sozialen Bewegung haben die Ideen Vorrang; der Kampf für die Ideen ist fundamental, denn keine Perspektive kann aus einer Organisation entstehen, in der in Bezug auf das, was angestrebt wird, Verwirrung herrscht. Doch der Kampf für die Ideen ist kein Kampf für die Ideologie, für ein gutes befriedigtes Bewusstsein. Wir müssen die Last der revolutionären Formeln, die veraltete und fixe Phrasen geworden sind liegen lassen: Es ist unangebracht, von der absoluten Macht der Arbeiterräte oder von der generalisierten Selbstverwaltung zu sprechen, wenn das Proletariat nicht mehr existiert, wenn es doch darum geht, die Produktion zu zerstören. Das Ende der Lohnarbeit kann nicht die Abschaffung der Arbeit bedeuten, denn die Technologie, die die erforderliche Arbeit beseitigt und automatisiert, ist nur unter der Herrschaft der Ökonomie möglich. Fourriers Theorien über die „leidenschaftliche Anziehung“ wären realistischer. Doch auch eine freiwillige Handlung nützt zu keinen grossen Dingen, wenn die einmal versammelten Massen nicht wissen, was zu tun, nachdem sie entschieden haben, sich ihrer Angelegenheiten ohne Vermittler selbst anzunehmen. In einer solchen Situation werden die Teilerfolge mit der Bewegung sogar besser abrechnen als die Niederlagen, indem sie Perspektiven öffnen, denen man nicht mit Kohärenz und Entschlossenheit entgegentreten können wird. Die elementarste Aufgabe besteht darin, die grösst mögliche Anzahl Leute um die Überzeugung zu vereinigen, dass das System zerstört und auf anderen Grundlagen neu aufgebaut werden muss, und über Handlungsweisen zu diskutieren, die zur Auslebung der aus dieser Überzeugung kommenden Ideen am besten geeignet sind. Eine solche Praxis muss zumindest die Bewusstwerdung eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung anstreben, denn solange kein ausreichend verbreitetes, revolutionäres Bewusstsein existiert, wird sich auch die ausgebeutete Klasse nicht wiederaufbauen können und keine Handlung von historischem Ausmass, keine Rückkehr des Klassenkampfes wird möglich sein.

[1] Politische Strömung oder Lehre, nach der der Staat die zentrale Hauptstruktur sein und direkt, auf mehr oder weniger starke Weise in das ökonomische und soziale Leben intervenieren soll. (Anm.d.Ü.)