Titel: Wie kämpfen?
Datum: 1927
Bemerkungen: Originaltitel: "Per une maggior lotta contro il fascismo", publiziert in "Culmine" Nr. 18, 1927. Deutsche Übersetzung in: "A Corps Perdu" Nr. 2, 2009.

Man darf sich über die Fähigkeiten des Faschismus keine Illusionen machen. Von Außen könnte ihn der erste Zusammenprall mit einem kriegsbereiten Gegner zum Einsturz bringen, denn ein großer Teil der von ihm versammelten „Helden“, sind entweder die Hinterhältigen des letzten Krieges, oder die „Wackeren“, die es gewohnt sind gegen unbewaffnete Feinde zu kämpfen; von Innen jedoch stürzt er sich auf eine starke Polizei- und Militärstruktur.

Was die großen Volks- und Proletariermassen angeht: sie sind noch zu terrorisiert und zu erniedrigt, sie spüren noch zu verbittert den vergangenen und den kommenden Verrat, um auf den ersten aufständischen Aufruf antworten zu können. Die letzten repressiven Gesetze und die „Ausgangssperre“ haben den aktiven und sinnvollen Widerstand noch einmal mehr geschwächt. Daraus folgt, dass es übermütig wäre, bereits heute einen frontalen Ansturm lancieren zu wollen, und dass dies in einem dieser Massaker enden könnte, wodurch der Faschismus hofft, endlich die Absicherung seiner Macht zu vollenden.

Andererseits kann alleine die Aktion gegen den Faschismus helfen. Wir müssen handeln um ihn zu beseitigen, indem wir nach den Bedingungen einer Abbröckelung suchen, die generelle Bewegungen auf einer größeren Ebene möglich macht. An all jene, die dem Feind zusetzen wollen bis zum letzten Atemzug, schlagen wir, in Italien und sonst wo, eine autonome und verstreut angeordnete Guerilla vor, bestehend aus kleinen Einheiten, die schwieriger erreichbar und identifizierbar sind. Dass sich also in den verschiedenen Milieus und den verschiedenen Kreisen auf wenige Personen beschränkte Komitees oder Aktionsgruppen bilden.

Das heißt nicht, dass jede Gruppe notwendig gewaltsame Aktionen durchführen muss; sondern hingegen jeder Aktionen durchführt, die den Feind in Abhängigkeit der jeweiligen Haltungen, Kapazitäten und Mitteln einer bestimmten auf Affinität und gegenseitigem Vertrauen basierenden Gruppe verwundet. Dass jede Gruppe ihren Teil Aktionen macht und zu Ende führt, ohne sich zu fragen, was die anderen Gruppen machen. Alles auf ein und dasselbe Ziel ausgerichtet. Und da der Feind aufmerksam und hinterhältig am Beobachten ist, dass jedes Komitee und jede Aktionsgruppe seine Leute kennt und kontrolliert.

Zu viele Abtrünnige aller Parteien – gestern vielleicht noch aufrichtig – sind für Geld zum Faschismus übergelaufen, und es ist möglich, dass dieser letztere versucht, mit zwiespältigen Elementen Komplotte und Intrige zu organisieren, um ihrerseits die Existenz solcher Gruppen zu simulieren. Es ist also höchste Vorsicht geboten. Man muss auch die Bevölkerung warnen, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass der Faschismus, in Italien sowie anderswo durch seine Auftragsmörder bestialische und verhängnisvolle Taten ausführen lässt, um sie anschließend seinen Gegnern zuzuschieben. Bezüglich einer Absprache zwischen den verschiedenen Gruppen, auch innerhalb derselben Stadt, sind wir der Ansicht, dass das im Moment nicht drängt. Es wäre unvorsichtig und gefährlich, da es zu viele Elemente potentiellen Verrätern ausliefern würde. Falls eine breite Absprache für eine gemeinsame Aktion – und sicherlich ohne die zwiespältigen Elementen, die den Faschismus ausgebrütet haben, und am liebsten in jene Vergangenheit zurückkehren würden, die dem Faschismus ein lieblicher Vater war – zustande kommen muss, wird sie auf automatische und logische Weise heranreifen, wenn die Ereignisse heranreifen.

Gegenwärtig, um es noch einmal zu sagen, ist es wünschenswert, dass sich die Aktionsgruppen vermehren ohne dass der Feind zur Ruhe kommt, dass sie bereit sind, die nötigen Vergeltungsmaßnahmen anzugehen, doch indem sie eine autonome Aktion entwickeln. Und wenn eine solche Aktion einen erbarmungslosen Kampf ohne Gnade entfesselt, seid nicht Bestürzt. Der Faschismus hat es so gewollt, es muss so sein, so sei es!