Titel: Das ist doch nicht mein Problem!
Datum: November 2015
Quelle: Entnommen am 25.1.2015 von https://linksunten.indymedia.org/en/node/166207
Bemerkungen: Erschienen als Wandplakat und Flyer in Berlin.

Plötzlich wird mir klar, ich bin ich alleine mit Problemen, Dingen und Bedürfnissen. Irgendetwas fehlt. Die Dinge um mich herum sind entfremdet, nichts davon habe ich selbst erschaffen. Zwischenmenschliche Beziehungen beschränken sich auf das Notwendigste. Solidarität, Austausch und Kommunikation untereinander werden an bloße Dienstleistungen abgegeben. Selbstangelegte Prothesen, wie z.B. facebook und App's vertiefen immer mehr eine Welt, in der Beziehungen zur Ware werden. Wir vergessen, dass die Verantwortung über unsere Leben bei uns selbst liegt. Damit geben wir jegliche Selbstbestimmung auf, wir können nur noch zwischen Produkten entscheiden. Doch wie will ich eigentlich leben? Was bedeutet das für mein Handeln?

Wir sind auf uns selbst gestellt: Firmen, Besitzende, Parteien und Staaten verursachen, profitieren und verteidigen diese Ordnung der Ausbeutung und Reglementierung. Von den Herrschenden wird eine angebliche Sicherheit konstruiert, die uns vorgegaukelt, dass es für jegliches Problem eine Lösung durch staatliche Ämter, Beratungsstellen, Polizei, Gewerkschaften oder sonstigen Facharbeiter*innen gibt. Durch diese Abhängigkeiten verlerne ich, dass es eine große Sicherheit bedeutet, Dinge und Leidenschaften zu Teilen, weil dies andere Arten der Beziehungen ermöglicht. Vereinzelung dient zur Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse, das Messen allen Lebens in Effizienz und Wert. Diese Logik ist nicht veränderbar, sie kann nur zerstört werden.

Wie wäre es, selbstbestimmt und solidarisch zu handeln? Für die Aneignung unserer Bedürfnisse und unserer Beziehungen – unserer Leben - muss jede*r selbst die volle Verantwortung übernehmen, um gemeinsam handeln zu können. Aufsässig sein bedeutet im ständigen Konflikt zu leben. Es gibt immer die Möglichkeit, Gesetze, angebliche Zwangsläufigkeiten und Befehle abzulehnen, zu umgehen oder zu ignorieren. Jede Verweigerung bringt befreiende Erlebnisse und schafft Freiräume. Sich auf gleicher Augenhöhe ohne Vertretung zu begegnen und zu agieren, gemeinsame Ideen und Handlungsmöglichkeiten finden, hilft dabei. So können wir lernen andere Fragen zu stellen und auch konkrete Antworten auf unsere Bedürfnisse zu finden.

Kenne ich meine Nachbar*innen, habe ich auch Salz wenn meines mal leer ist.

Gehe ich klauen, widersetze ich mich den Regeln des Profits und schaffe einen kleinen Moment der Selbstbestimmung.

Baue ich mein eigenes Essen an, entziehe ich mich ein Stück der Warenlogik.

Begreife ich mein Leben als soziale Qualität der Beziehungen und nicht zum Überleben, werde ich mit dieser Welt in ständigem Konflikt leben und werde mit Würde durch das Leben gehen.

Agiere ich mit anderen zusammen auf Augenhöhe, habe ich eine feste Basis. Pflege ich intensive Beziehungen, wird jemand bei mir sein, wenn ich es brauche.

Zerstöre ich die Ordnung der Gesetze und der Polizei, werden sich neue Möglichkeiten auftun, welche nicht der Logik der Ware und Effizienz folgen.

Übernehme ich Verantwortung für mein Handeln mit anderen, kann sich ein alltäglicher Aufstand gegen Autorität entfachen.


Das Ende der Herrschaft, der Ware und der Politik, bedeutet ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit.

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Wandzeitung
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Flyer Vorderseite
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Flyer Rückseite